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Heimatliches

[1] Bad Tabarz.

Mein Heimatort liegt am nördlichen Rand des Thüringer Waldes, ist seit 2016 erstes Kneipp-Heilbad in Thüringen und darf sich seit 2017 mit dem Zusatz „Bad“ schmücken.
Fremdenverkehr gibt es hier bereits seit mehr als 150 Jahren und solch berühmte Persönlichkeiten wie Heinrich Hoffmann, Theodor Fontane, Wagner-Opernsänger Max Alvary oder der Berliner Großunternehmer Carl Spindler hatten hier geweilt, zum Teil eigene Villen besessen.
Tabarz, erstmals 1109 erwähnt, wurde aus mehreren Gemeinden (bis 1945) zusammengeschlossen und besitzt seit einigen Jahren zwei große Rehabilitationskliniken.

Leider geht es diesem schönen Kurort wie dem gesamten Land. Er hat ebenfalls in vergangenen Jahren sein reizvolles Angesicht verloren. Das, was ihn mal ausgemacht und begehrt gemacht hatte, ist nahezu völlig verschwunden. Ich sage dazu: "Personalprobleme". Die falschen Menschen am falschen Platz.
Es ließ sich hier nicht nur mal gut leben, sondern der Ort war zur Erholung immer begehrt gewesen. Nurmehr ein Schatten seiner selbst. In den vergangenen paar Jahren hat sich viel verändert und als "alte Tabarzerin" kann ich sagen: Zum Schlechten.
Das "Schweizerhaus" sowie die "Massemühle", einstmals bekannte Ausflugsgasttätten mit einem ganz eigenen Flair, sind seit Jahren geschlossen. Das traditionsreiche  "Jagdhaus" wurde schon kurz nach 1990 abgerissen. Die "Prinzessinnen-Villa" steht seit Jahren leer, der alte Baumbestand fiel kurzfristigen Arbeiten zuvor zum Opfer und das Haus ist nichts weiter als ein trauriger Anblick.
Das alte Kurhaus war seit langem schon einer modernen, optisch nicht gerade ansprechenden Reha-Klinik gewichen. Unter anderem, denn es hat noch mehr Gebäude im Ort mit diesem Schicksal ereilt.

Freilich gab es nach 1990 auch Neues und Tabarz war daher für einige Zeit noch ein Ort, in dem es sich herrlich wohnen und als Gast erholen ließ. Einige der wunderschönen Villen waren auch durch Privathand restauriert worden und erinnern auf diese Weise noch heute wenigstens etwas an das besondere Flair früherer Zeiten, welches zu DDR-Zeiten noch wohlwissentlich erhalten wurde.

Die einzigartige geografische Lage meines Heimatortes fiel mir besonders beim Fliegen auf, schmiegt er sich doch sanft an die nördlichen Berge des Thüringer Waldes, zieht sich in Ausläufern in Täler hinein und über allem thront beinahe majestätisch der Große Inselsberg.

Es ist schade, dass dieses Kleinod in den vergangenen Jahren derart den Bach runterging. Aber was eigentlich nicht hierzulande? Hotels und vor allem Gaststätten hat es nur noch wenige, viele Geschäfte stehen nackt und leer, u.a. das frühere Fotografen-Geschäft Spelda. Nachdem auch die letzte Drogerie ihre Türen schloss, hat es in dieser Hinsicht niemanden mehr. Ein (guter) Bäcker, wo es noch vor einigen Jahren mehrere gab  und Fleischereien existieren nur noch in den Supermärkten. Es mangelte an Nachfolgern in jedem Gewerbe. Dabei besaßen wir mal alles und das in großer Zahl. Sogar Banken und nicht nur Automaten, man glaubt es kaum. Zynismus aus.
Nun ist auch noch das letzte Ausflugslokal "Deysingslust" geschlossen. Von einer schönen neuen Zeit ist da nun wirklich keine Rede mehr. Nun auch hier, muss man ja sagen, denn diese Situation herrscht  nahezu überall im Lande.

Dabei ist die Tabarzer Region landschaftlich wirklich  abwechslungsreich. Eigentlich, denn die Bergkuppen ragen an etlichen Stellen nurmehr beinahe kahl gen Himmel. Da ist nicht mehr viel mit "geheimnisvollem, dunklen Fichten- und Tannenwald" - der Borkenkäfer. Die früher üblichen Fallen für diese Schädlinge in den Wäldern waren ja ebenfalls schon lange verschwunden.

Und doch trägt teilweise noch immer der Wald beinahe voralpenartigen Charakter, teils ist er sandig warm, offen, sanft hügelig und weiträumig mit zahlreichen Trockenwiesen. An anderer Stelle hat es schroffe Felsen, alte, knorrige Buchen grenzen unmittelbar an lichten Laubwald. Auch sandige Mischwaldgebiete, mit hohem Kiefernanteil und kleinen Teichen sind zu entdecken. Und manchmal kann man sogar auf nur wenigen Kilometern vom tiefen Winter in den Vorfrühling fahren oder wandern, denn Bad Tabarz hat nahezu 500 Meter Höhenunterschied (Großer Inselsberg) zu bieten.
Es wird freilich noch feste geworben für "unser Bad", von ihm selber natürlich. Es wäre vielleicht besser gewesen, man hätte sich nicht nur selbstverliebt auf die Schulter geklopft? Ich bin froh, diesen -eigentlich- schönen Ort noch von der Zeit her zu kennen, wo er es tatsächlich  war.

Das aktuelle Wetter (plus Vorhersage)



[2] Noch etwas mehr zu Tabarz.

Bad Tabarz und seine Umgebung ist an sich ein Paradies für Wanderer, Mountainbiker und Kletterer. Etliche Kletterfelsen, bis zu 60 m hoch, im malerischen Lauchagrund, waren regelmäßig Magnet für solch sportliche Gäste. Lauchagrund und Felsental gehörten mit zum Schönsten, was Tabarz zu bieten hat. Mitten hindurch murmelt und rauscht ein klarer Gebirgsbach - die Laucha. Teils im alten, teils im neuen Bett, schlängelt dieser sich durch den gesamten Ort. Ab und an schimmern Sonnenstrahlen durch das dichte Kronendach im Felsental. Eine besonders würzige Luft liegt über allem, selbst an heißen Sommertagen.

Genauso häufig wie in dieses Tal, zog es mich früher auf den, dem Inselsberg gegenüberliegenden, kleinen Hügel nach Deysingslust, von wo aus auch das folgende große Foto sowie die Panoramaansicht entstand. Jener Ausflugsort wurde im übrigen nach einem früher bekannten Förster benannt. Der Blick von dort zur Bergkette, hinunter ins Tal auf den Ort, auf der nördlichen Seite bis weit ins Thüringer Becken hinein, ist mal herrlich gewesen. Heute schaut man beim Blick in die Ebene auf riesigen Windparks. Und die Ausflugsgaststätte Deysingslust ist mittlerweile ebenfalls geschlossen. 

[3] Der Große Inselsberg

Er ist nicht nur einer der höchsten Gipfel (916,5 m), er sei auch der meistbesuchte Berg des Thüringer Waldes, heißt es. Seine Beliebtheit verdankt der weithin sichtbare Berg vulkanischen Ursprungs noch immer der fantastischen Rundumsicht, die man vom Gipfelplateau genießen kann. Bei gutem Wetter sieht man bis zur Rhön, den Drei Gleichen, der Wartburg, zum Brocken, dem Weimarer Ettersberg oder nach Oberhof. Es ist der weiteste und beste Blick über den gesamten Thüringer Wald, einzigartig.

Über diesen Gipfel verläuft der bekannte Höhenwanderweg "Rennsteig". Südlich des Rennsteigs, sozusagen auf der anderen Seite (und das ist bereits in Brotterode der Fall), nennt man ihn übrigens nach alter Schreibweise  (wieder) "Inselberg". Ohne das "S" in der Mitte. Der Wanderweg war Grenze zwischen dem Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha und dem Kurfürstentum Hessen. Aus diesem Grund standen auch zwei Gasthöfe dort oben, von denen  allerdings seit Jahren nur einer noch betrieben wurde (Gaststätte Stöhr). Die andere, ("Stadt Gotha") wird nun komplett abgerissen.


Der Skilift, falls ausreichend Schnee liegt, ein Aussichtsturm mit Klettermöglichkeiten, ein toller Fun-Park, die Sommerrodelbahn hat unser Hausberg ebenfalls zu bieten.

Insgesamt lässt die Vermarktung und Nutzung dieses Tourismusmagneten jedoch, wie bei anderem ja auch, seit Jahren zu wünschen übrig und sorgt immer wieder für Diskussionsstoff.


Auf dem Inselsberg befindet sich eine beeindruckende Sendeanlage für UKW und TV mit zwei Sendetürmen, der neuste mit stattlicher Höhe von 127 Metern, die 1939 bzw. 1974 errichtet wurden, sowie eine Wetterstation. Von hier senden der MDR, Landeswelle und Antenne Thüringen sowie Deutschlandradio Kultur. Und zu seinen Füßen, nur fünf KIlometer entfernt, liegt Bad Tabarz.




Fotos

Das obere Bild zeigt nur einen geringen Teildes Ortes. Ein größeres Panorama ist in einem der Alben enthalten.

Fotos Bad Tabarz. Ein Album mit alten Ansichten und Bildern bis vor wenigen Jahren. 

Im Frühling. Ein Panorama-Blick noch vor wenigen Jahren.

Mein Heimatort... Ist er irgendwann mal doch wieder einen Ausflug wert?

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